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Natur pur im Neulinger Garten

Eine Frau sammelt in in einem Garten Äpfel ein. Sie nutzt einen Korb, der an einem langen Stil befestigt ist. Sie steht bei der Arbeit aufrecht und muss sich nicht bücken.Da
Seniorengerecht: Christa Ringkamp sammelt in ihrem großen, ökologisch angelegten Garten Äpfel ein, ohne dass sie sich dabei bücken muss. Foto: Kai-Uwe Ruf

Ein Herz für Menschen und ökologische Gärten

In Neulingen in der Altmark gedeiht das internationale Konzept der Aktion Natur im Garten. Besucher sind willkommen.

Grüne Vielfalt prägt den großen Garten. Die Beete sind von den In einem großen Hof mit roten Backsteingebäuden gibt es große Grasflächen und Beet mit vielen verschiedenen Pflanzen.
Grüne Vielfalt prägt den großen Garten. Die Beete sind von den Rasenflächen durch Steine getrennt. Foto: Kai-Uwe Ruf

Neulingen, ein winziges Dorf in der Altmark. Nur eine Straße. 29 Hausstellen sind hier aufgereiht. Aber für Gartenfreunde gibt es Überraschendes zu entdecken. Hinter einem der Hoftore verbirgt sich eine große Geschichte der ökologischen Gartengestaltung in Europa.

 Beim Vierseitenhof mit der Nummer 19 gilt es, Halt zu machen. Mehrere kleine Schilder stehen vor dem roten Backsteinhaus. "Natur im Garten" steht auf einer der kleinen Tafeln. "Landvergnügen" auf einer anderen.

 Ja, das sieht sympathisch aus. Gepflegt und doch ein bisschen wild. Gras wächst auf dem Boden zwischen den Steinplatten, die einen gemusterten Weg bilden. Tonschalen mit Blumen stehen als Schmuck vor den Gebäuden. Efeu rankt an den Wänden empor. „Sehen Sie sich ruhig um“, begrüßt uns Hausherrin Christa Ringkamp und unterstreicht die Einladung mit freundlichen Handbewegungen.

Richtig ins Staunen geraten wir aber, als wir den großen Garten hinter dem Haupthaus betreten. Christa Ringkamp hat auf rund 6000 Quadratmetern einen Naturgarten entstehen lassen, der von einem ganzen Gärtner-Team gepflegt wird. Es gibt eine bienenfreundliche Naturwiese mit hohem Gras und bunten Blumen, Kräuterbeete, an denen kleine Schilder erklären, was dort wächst. Weiter hinten stehen große, alte Bäume in einem parkähnlichen Areal, Totholz bietet Insekten und Kleintieren Lebensraum. Ein kleiner Teich ist angelegt, und geschickt gestaltete Durchblicke geben die Sicht frei auf die umliegenden Wiesen und Felder.

Der Mensch steht im Mittelpunkt

 In einem großen Garten stehen Tische, Stühle und Bänke aus Holz als Sitzgruppen. Es gibt Grasflächen, Bäume und Büsche.
Tische, Stühle und Bänke laden zum Verweilen ein. Foto: Kai-Uwe Ruf

An vielen Stellen laden Sitzgelegenheiten zum Verweilen, zum Schauen und Entspannen ein. Es gibt romantisch verschlungene Wege und mehrere kleine Brücken, die über einen kleinen Bach führen und sogar einen Fußlehrpfad für Senioren.

 Die Gartenmacher haben die alten Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Sie haben mehrere Hochbeete angelegt, die das Gärtnern auch dann noch angenehm machen, wenn man den Rücken nicht mehr so gut beugen kann. Der Zugang ist barrierefrei. Die Einfassungen der Beete sind pflegeleicht gestaltet. Seniorengerechte Bänke stehen im Grün, und ein Wasserschlauch lädt zu Kneippschen Anwendungen ein. "Mit Rollator und Spaten in den Garten", lautet der Slogan, den das Team von Christa Ringkamp dazu entwickelt hat. Es ist der erste Schaugarten der Aktion Natur im Garten in Sachsen-Anhalt, der das Thema Senioren zu einem Schwerpunkt gemacht hat, erklärt eine große Info-Tafel.

 Der Hof Neulingen ist ein Schaugarten. Besucher sind ausdrücklich willkommen. Sie sollen möglichst viel erfahren über die Art, wie hier ökologischer Gartenbau betrieben wird. Damit der Garten vollends zum Wohlfühlort wird, gehört auch ein Café dazu,  in dem Gäste am Wochenende hausgemachten Kuchen zum Kaffee genießen können.

Es geht um die Vielfalt im Garten

In einem Garten stehen mehrere Hochbeete mit Salaten und anderen Pflanzen. Im Hintergerund stehen Bäume.
Hochbeete erleichtern alten Menschen die Gartenarbeit. Foto: Kai-Uwe Ruf

Angelegt ist er nach den Kriterien der Aktion Natur im Garten. Er ist Teil eines europäischen Projekts, das den ökologischen Gartenbau bekannter machen soll. "Mit der Bewegung Natur im Garten sollte die Vielfalt im Garten gefördert werden", heißt es auf der österreichischen Internetseite der Aktion.

 Die Idee stammt aus Österreich, berichtet Christa Ringkamp. Bereits vor 20 Jahren begann Wolfgang Sobottka dort als Umweltminister in Niederösterreich, das Projekt aufzubauen. 2003 kam die Idee bei Christa Ringkamp an. Die Landschaftsarchitektin war damals damit befasst, historische Parks in Sachsen-Anhalt zu entwickeln. Das Bundesland wollte sein grünes Potential besser vermarkten, erzählt Christa Ringkamp. Dazu habe das Konzept von Sobottka und seinen Mitstreitern hervorragend gepasst.

 In der Zwischenzeit gehört Christa Ringkamp zu den Machern hinter den Kulissen. Sie ist die Geschäftsführende Präsidentin der European Garden Association Natur im Garten. Mit Werbung, Veranstaltungen und Schaugärten soll die Idee des naturnahen und ökologischen Gärtnerns populärer gemacht werden.

Kein Torf und keine Pestizide

An einer roten Backsteinwand lehnt ein altes Wagenrad. Davor wachsen Pflanzen mit großen, grünen Blättern.
Im Garten werden weder Pestizide, noch Kunstdünger oder Torf eingesetzt. Foto: Kai-Uwe Ruf

Es gibt strenge Auflagen, die die Qualität garantieren sollen:

 

-Pestizide, Kunstdünger und Torf sind tabu.

-Wildsträucher, Wiesen, Kräuter- und Gemüsebeete sind gefragt.

-Komposthaufen und Regenwassernutzung gehören wie selbstverständlich dazu.

 

Unabhängig von Größe und Lage kann jeder Garten zu einem Naturgarten werden, wenn die Kriterien eingehalten werden, betont Christa Ringkamp. Die entsprechende Auszeichnung vergibt beispielsweise in der Altmark die gARTenakademie Sachsen-Anhalt. In dem Bundesland können sich bereits 450 Gärten mit der Plakette schmücken. Europaweit seien es 20.000 Gärten. Der Großteil von ihnen liegt in Niederösterreich. Natur im Garten gibt es aber auch in Tschechien, der Slowakei, der Schweiz und Italien. Viele sind reine Privatgärten, aber etliche öffnen ihre Tore als Schaugärten auch für Besucher. Sie laden zu Besichtigungen ein, Gärtner sind extra geschult, um die Konzepte zu erklären. 

Christa Ringkamp setzt in Neulingen das Konzept in großem Stil um. Zur Finanzierung hat die Unternehmerin Fördermittel eingeworben. Das Café, die Übernachtungsangebote und Tagungsmöglichkeiten sollen zudem dafür sorgen, dass das nötige Geld zusammenkommt. Es entstehen immer neue Ideen: In einem Marktladen bieten Ringkamp und ihr Team Tees, Marmeladen und andere Produkte aus dem Garten an. Dafür haben sie eine eigene Marke gegründet. Der Name: Altmarke.

Von der ganzen Arbeit merkt man als Gast allerdings wenig. In der freundlichen Atmosphäre gelingt es scheinbar spielerisch, Besucher entspannt die Geheimnisse des Ökogartens entdecken zu lassen. Wer sich für Gärten interessiert, sollte auf alle Fälle mal nach Neulingen in der Altmark fahren.


Ja, es geht auch ohne kurz geschorenen Rasen, scharf getrimmte Hecken und Laubpuster. Staunend habe ich gesehen, wie schön Gärten sein können, die nach natürlichen Prinzipien angelegt sind und auch gemäß der Natur gepflegt werden. Im Vierseitenhof in Neulingen bei Christa Ringkamp steht zudem der Mensch im Mittelpunkt. Er gilt als Maßstab  - nicht nur wenn er jung und fit ist, sondern auch im Alter. Natur im Garten ist ein bemerkenswertes Projekt. Garten- und Menschenfreunde sollten es erleben.



Externe Links:

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Hof Neulingen

 

gARTenakademie Sachsen-Anhalt


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