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Ruhe und Trubel im Harz

Idylle am Neujahrsmorgen, Gedränge am Mittag

Der verschneite Harz hat viele Gesichter, und manchmal vergehen nur ein paar Stunden, bis man zwei ganz gegensätzliche gesehen hat.

 

Am Neujahrsmorgen genießen wir in Oderbrück eine kleine Idylle: sanfte Hügel, schneebedeckte Bäume, Wege und Wiesen. Und ganz viel Ruhe. Keiner da, freue ich mich, als wir zum Übungshang am Parkplatz neben der Bundesstraße 4 kommen. Auf drei Seiten von Bäumen eingerahmt liegt eine weiße Fläche vor uns. In der Nacht ist noch ein wenig Schnee gefallen. Ein paar Schlittenspuren sind durch den Schnee gezogen, ein kleiner Schneemann steht am Hang, und ganz hinten am Waldrand sehen wir eine Familie mit einem Kind und einem Schlitten.

 

Loipen sind nicht gespurt

Oft sind auf dem Übungshang bei Oderbrück Süd im Winter ein paar Loipen gespurt, Anfänger können dann gut die Technik des Skilanglaufs trainieren, bis sie sich ein wenig sicher fühlen. Am Rand gibt es eine Rodelpiste.

Aber diesmal ist der Hang ganz unpräpariert. Gudrun und ich ziehen uns selbst eine Spur. Bis Mittag bleibt die Fläche fast menschenleer. Eine Mutter und ihr kleiner Sohn kommen. Er sammelt erste Erfahrungen auf Skiern. Am Rand gehen Spaziergänger mit Hunden und Schlitten den Hang hinauf Richtung Achtermann. Aber viele Passanten sind es nicht.

Am Rand der Übungswiese steht ein grüner Container. Er ist geöffnet, Ski, Rodelschlitten und Schneeschuhe kann man dort ausleihen. Ein Schild macht auf die Corona-Abstandsregeln aufmerksam. Ich sehe aber niemanden, der dort ansteht. Ein paar Meter weiter hat die Kaffeeklappe geöffnet und bietet Kaffee zum Mitnehmen an.

Wir wundern uns, weil es viel ruhiger ist, als ein Blick auf den Parkplatz erwarten ließ. Schon als wir gegen zehn Uhr ankamen, war dort fast kein Platz mehr frei. Die Ausflügler scheinen sich im Wald gut zu verteilen. Als wir mit dem Hund ein Stück den Kaiserweg hinaufgehen, bleiben wir ebenfalls meist für uns. Von Bedrängnis keine Spur.

 

Nachmittags ist der Parkplatz übervoll

Ganz anders sieht es am frühen Nachmittag aus, als wir uns auf den Heimweg machen. Nun drängen die Besucher auf die Wege und in den Wald. Teils sind große Gruppen unterwegs. Auf dem Parkplatz blockieren immer wieder Autos den Weg, weil Fahrer warten, bis jemand wegfährt und eine Parkfläche freigibt.

Am Torfhaus herrscht Hochbetrieb. Der Parkplatz ist übervoll, Richtung Rodelhang stehen die Menschen dicht an dicht.

Ich erinnere mich an den Dienstag zuvor, als wir ebenfalls im Harz waren. In Oderbrück Nord war zwischen den parkenden Autos fast kein Durchkommen mehr auf dem Weg entlang der Skihütten. Dass am Eingang des Weges ein Anlieger-frei-Schild steht, schien niemand zu registrieren. Wanderer mit Stiefeln und Rucksäcken waren unterwegs und Eltern, die ihre Kinder auf Schlitten zogen. Und sogar vier junge, sehr gestylte Frauen bummelten Richtung Wald, um am Ende der Hüttensiedlung für ein paar Selfies vor der Kulisse eines verschneiten Waldes zu posen. Oderbrück Nord - the Place to be.

Und doch blieb auf dem Kaiserweg und sogar auf dem stark frequentierten Goetheweg ausreichend Raum, um die Abstandsregeln einzuhalten.

Spät waren wir an jenem Dienstag aufgebrochen, zu spät - das wurde schon während der Anfahrt deutlich. Bis zum Torfhaus standen wir eine halbe Stunde im Stau, entlang der B4 behinderten immer wieder parkende Autos den Verkehr.

 

Wer das schöne Gesicht des verschneiten Harzes genießen will, muss früh kommen - und kann dann entspannt auch früh wieder abreisen, denke ich.

 

Die Polizei berichtet von Staus und Verkehrsunfällen, rät, den Oberharz zu meiden und appelliert daran, die Corona-Beschränkungen einzuhalten. Der Harzer Tourismusverband bittet Ausflügler, sich besser zu verteilen.

 

 

Am Neujahrsmorgen auf der B4 zwischen Torfhaus und Oderbrück.
Am Neujahrsmorgen auf der B4 zwischen Torfhaus und Oderbrück.
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