Dem Rothalsbock gefällt es im Nationalpark
Halt! Gudrun ist plötzlich stehengeblieben, schaut auf einen Busch, geht dann näher ran und zeigt auf einen Käfer, der dort auf einem Blatt sitzt. Rotbraun ist er, etwa drei Zentimeter groß mit einem schwarzen Kopf und schwarzen Fühlern.
Ein Käfer, wir kennen ihn beide nicht. Schließlich sind wir keine Biologen. Wir haben ihn auf unserem Weg um den Oderteich im Harz zwischen Oderbrück und St. Andreasberg entdeckt. Wir haben uns Zeit genommen, viel in der Natur gesehen, aber nicht alles einordnen können.
Fragen blieben:
Was für ein Käfer ist das? Was hat er mit dem Nationalpark Harz zu tun? Gibt es etwa Zusammenhänge zu dem Umwandlungsprozess, in dem sich der Wald im Nationalpark befindet?
Tatsächlich kann der rotbraune Käfer ein wenig Aufschluss geben. Vorausgesetzt man weiß erst einmal, was für ein Tier es ist. Den Hinweis, dass es sich um einen Rothalsbock handelt, brachte schließlich die App iNaturalist.
Und es gibt auch weitere Informationen, die Aufschlüsse auf den Zustand des Waldes im Nationalpark Harz zulassen. Zwei Jahre entwickeln sich die Larven des Rothalsbocks, erfährt man mit Verweis auf einen Wikipedia-Artikel. In dieser Zeit ernähren sie sich von totem Nadelholz, „bevorzugt von Fichten und Kiefern“. Wenn man die vielen abgestorbenen Bäume im Nationalpark in der Nähe des Oderteichs sieht, ahnt man: Den Larven des Rothalsbockes geht es dort gut.
Der Nationalpark setzt auf die Dynamik der Natur
Der Wald des Nationalparks befindet sich in einem Entwicklungsprozess: vom Industriewald zum Naturwald. Rund 70 Prozent bleiben in der Zwischenzeit sich selbst überlassen, schreibt der Nationalpark auf seiner Internetseite. Ausnahmen in diesem Naturdynamikzone genannten Areal gibt es lediglich wegen der Borkenkäferbekämpfung an den Außengrenzen des Nationalparks. In anderen Teilen des Waldes liegt viel Totholz. Es bildet laut Nationalpark eine wichtige Nahrungsgrundlage für Pilze und Kleinorganismen. Mit ihnen müssen die Rothalsbock-Larven das Futter teilen. Aber es gibt ja reichlich davon.
Die umgestürzten Bäume seien wichtig für die Entwicklung hin zu einem Urwald, betont der Nationalpark.
Die Rothalsbock-Käfer selbst ernähren sich anders als die Larven. Sie verspeisen Pollen und Blütenteile. Man findet sie auf waldnahen Wiesen und Lichtungen. Sie fliegen zwischen Juni und September.
Wenn ihr also bald mal im Nationalpark oder am Oderteich unterwegs seid, haltet Ausschau – vielleicht könnt ihr einen Rothalsbock entdecken. Leuchtend rotbraun mit schwarzem Kopf sind übrigens nur die Weibchen. Die Männchen haben ockergelbe Flügeldecken und die Panzerung am Hals ist ganz oder teilweise schwarz. Sie sind kleiner als die Weibchen.
Eine App hilft, den Schmetterling zu identifizieren
Mit Hilfe der App identifizierten wir auch einen uns zuvor unbekannten Schmetterling, den wir am Oderteich gesehen haben. Es handelt sich um den Mohrenfalter. Dunkle Flügeloberseiten hat er und auffällige gelbe Flecken an den Flügelrändern. Mohrenfalter können gut in trockenen, feuchten und kalten Regionen existieren. Sie leben gerne in Mittelgebirgen und auch in den Alpen. Am Oderteich sahen wird den Falter auf Blüten am Wegrand.
Hinweis: Von iNaturalist bekomme ich keinerlei Zuwendungen.
Ausflüge in die Natur werden meist dann richtig spannend, wenn man sich Zeit und Muße nimmt, auf die kleinen Dinge zu achten, die man unterwegs sieht. Dann gerät man ins Staunen, stellt Fragen und kommt zu neuen Antworten. So ging es uns, als wir am Oderteich einen Käfer sahen, den wir nicht kannten. Das kleine Tier steht auch für den großen Wandel, der in den Wäldern des Nationalparks Harz vor sich geht.
Einen weiteren Text zum Oderteich finden Sie hier: Unterwegs rund um den Oderteich.
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