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Ummanz - Rügens ungewöhnliche Nachbarinsel

Die Sonne versinkt im Meer. Auf dem Wasser liegen viele Boote an Bojen vor Anker.
Sonnenuntergang auf Ummanz. Der Blick geht vom Deich aus über den Schaproder Bodden. Am Horizont kann man die Insel Hiddensee erkennen. Foto: Kai-Uwe Ruf

Surfspot und Vogelparadies

Drei Gänse fliegen durch die Luft. Im Hintergrund ist der bewölkte Himmel zu sehen.
Gänse fliegen über Ummanz. Foto: Kai-Uwe Ruf

Die blonde Frau macht Pause. Ein paar Meter vom Deich entfernt steht sie in der Sonne, die Jacke ihres Neoprenanzugs ist leicht geöffnet. Sie hat eine Zigarette in der Hand. Ihr Surfboard liegt neben ihr im Gras. Ebenso der Helm und die Protektoren-Weste. Wenn sie über den Deich zur Ostsee blickt, kann sie die Mastspitzen der anderen Boards sehen, die noch unterwegs sind auf dem Bodden zwischen Ummanz und Hiddensee.

Gleich geht es weiter. Dann schnappt sich die Surferin wieder ihr Board, trägt es über den Deich zum Wasser und fährt noch einmal raus, obwohl es schon spät ist.

Es ist Wochenende, die Gelegenheit ist günstig, das Wetter gut – und der Platz sowieso. „Das ist einer der gefragtesten Surfspots“, erzählt sie später. Das Revier bei Suhrendorf auf Ummanz sei super-beliebt bei den Brettsportlern. „Es ist ein Stehrevier. Man kommt immer wieder gut aufs Board“, erklärt sie einen der Gründe, warum der Schaproder Bodden bei Surfern so beliebt ist.

Tatsächlich hat das Surf-Magazin in einer Ausgabe Ummanz bei Rügen zum „Aufsteigerspot“ des Monats gekürt. Bei Suhrendorf herrschten beinahe ideale Bedingungen. Das Wasser sei flach. Anfänger und Könner kämen gleichermaßen auf ihre Kosten. Bei fast allen Windrichtungen sei das Wasser dort fahrbar.

"Deutschlands größtes Stehgewässer"

Ummanz ist eine kleine Insel, die im Südwesten Rügen vorgelagert ist. Mit der Hauptinsel ist sie durch eine Brücke verbunden. Diese ist nur etwa 250 Meter lang. Für Besucher wirkt Ummanz daher wie ein Teil Rügens.

18 Quadratkilometer ist Ummanz groß und flach, richtig flach. Mehr als drei Meter ragt sie fast nirgends aus dem Meer heraus, erklärt zumindest der Rügen-Reiseführer von Sven Talaron.

Es gibt sumpfige Flächen, Salzwiesen und ringsum immer wieder das Bodden genannte Flachwasser.

Surfen kann man auf Rügen an vielen Orten. Aber ideal sind wohl die Strände beim Campingplatz Ostseecamping Suhrendorf. Direkt auf dem Platz gibt es eine Surfschule, und im Spätsommer kommen noch Wassersportler aus zahlreichen Vereinen, um noch ein paar schöne Tage am Wasser zu verbringen.

Auch die Internetseite Ruegenmagic schwärmt: Sie bezeichnet den Surf- und Kitespot Suhrendorf als „Deutschlands größtes Stehgewässer“, Der Schaproder Bodden zwischen Ummanz und der Insel Hiddensee biete besonders für Anfänger gute Bedingungen.

Wenn denn der Wind weht. Als wir auf Ummanz Station machen, ist nur an einem Tag gutes Surfwetter. Danach herrscht Flaute. Viele Surfer steigen zwar trotzdem auf ihre Bretter. Die müde Prise reicht aber kaum, um sie ein wenig aufs Meer hinauszupusten. Einige schieben ihre Boards auf dem Weg zurück an Land. Das Wasser reicht ihnen dabei manchmal nur etwas übers Knie – Flachwasser eben.    

Von Vögeln schwärmen und vor Mücken warnen

Ein großer Schwarm Gänse setzt zur Landung auf einer Salzwiese an.
Ein großer Schwarm Gänse setzt zur Landung auf einer Salzwiese an. Foto: Kai-Uwe Ruf

Wer nicht aufs Surfen fixiert ist, kann mit viel Freude Vögel beobachten. Ummanz gilt auch als Hotspot für Zugvögel. Kraniche und Wildgänse machen dort in Scharen Station auf ihrem Weg nach Süden.

Uns interessiert das. Wir haben extra eine Kamera und ein Fernglas eingepackt – und wir wissen: Bei Tankow gibt es eine Vogelbeobachtungsstation. Vom Campingplatz aus ist sie gut mit dem Rad zu erreichen – auf Ummanz ist nichts wirklich weit entfernt. Die Station ist eine große Holzplattform, solide gebaut mit Dach und Brüstung. Von den Landeplätzen der Kraniche und ihren Nachtquartieren steht sie aber etwas weit entfernt. Es ist kein Grund sich zu ärgern. Vögel kann man trotzdem beobachten. Es gibt Wege, die weiter in die Salzwiesen hineinführen. Ein Spaziergang lohnt sich.

Nur bei Flaute sollte man vorsichtig sein. Dann sind riesige Mückenschwärme über den sumpfigen Flächen unterwegs. Und die Tiere schaffen es auch durch Kleidung hindurch zu stechen.  Also: Dicke Hosen, dicke Jacken, eine Mütze und ein gutes Schutzspray mitnehmen – das ist meine Empfehlung, wenn der Ausflug kurz vor Sonnenuntergang zu einem Vergnügen werden soll.

Wir hatten das nicht dabei - und traten schnell die Flucht an.   

Mit dem Rad ist man gut unterwegs

An einem Holztisch lehnen zwei Mountainbikes. Eine Frau mit Fahrradhelm auf dem Kopf steht auf dem Tisch und blickt in die Ferne. Im Hintergrund sieht man Wasser und eine große Fläche, die mit Schilf bewachsen ist.
Auf Ummanz gibt es idyllische Rastplätze. Manchmal muss man auf einen Tisch steigen, um einen guten Blick aufs nahe Meer zu haben. Foto: Kai-Uwe Ruf

Wer die Insel erkunden will, ist mit einem Rad gut ausgestattet. Ummanz ist flach. Mit dem Fahrrad kommt man leicht an viele Orte. Und an mehreren Stellen hat man auch Zugang zur Küste. Badeplätze haben wir dort kaum gesehen. Das Ufer ist meist mit Schilf bewachsen.

Trotzdem ist es ein Erlebnis – wenn man sich Zeit nimmt für sich selbst und die vielen kleinen Dinge, die es zu entdecken gibt: Die Vögel, die über den Bodden kreisen, Schmetterlinge auf einer Blüte oder blaue Prachtlibellen beim Kunstflug über dem Gras einer Waldlichtung. Dazu Sonne und den salzigen Geruch des Meeres, das ist schon herrlich. Entschleunigung und Achtsamkeit pur.

Waase, Wusse und Suhrendorf heißen die idyllischen kleinen Orte, durch die man radelt, und es gibt schon wieder Anlass zu schwärmen. In den Dörfern stehen noch viele alte, reetgedeckte Häuser, sie sind gepflegt und farbenfroh verputzt. Wer nicht – wie wir – mit einem Campervan unterwegs ist – will sich für den Urlaub vielleicht gerne dort einmieten. Es gibt vielen Ferienwohnungen, die Auswahl ist gewaltig.

Trotz aller Romantik ist aber auch hier ein wenig Umsicht geboten. Wir treffen beim Bummeln eine ältere Dame, die sich mit einer Freundin in einem der alten Lehmhäuser einquartiert hat und erst später feststellte: Die Wohnung liegt den ganzen Tag im Schatten. Nun ist es kalt, und auch der kleine Radiator kann nicht wirklich für Abhilfe sorgen.

Reetgedeckte Fischerhäuser

Am Waldrand steht ein großes, altes Fischerhaus mit einem steilen reetgedeckten Dach.
Tief heruntergezogen sind die Dächer der alten Fischerhäuser im Dörfchen Freesenort. Foto: Kai-Uwe Ruf

Freesenort heißt ein ehemaliges Fischerdörfchen, von dem der Reiseführer schwärmt. Man erreicht ihn über eine kleine Nebenstraße. Wir fahren hin. Die vier reetgedeckten Häuser mit ihren Gärten geben ein romantisches Bild ab. Sie sind aber bewohnt oder als Ferienwohnungen vermietet. Wer glaubt, er gelange zu einer Art Museumsdorf, hat sich geirrt. Zu besichtigten gibt es dort nichts.

Spannender finden wir den Waldlehrpfad in der Nähe des Campingplatzes bei Suhrendorf. Man muss sich Zeit nehmen, kann aber dafür tief in die Natur eintauchen. Es gibt viele Rätsel und Erklärungen auf Tafeln, die nicht nur Kindern Spaß machen. Der Pfad ist etwas mehr als einen Kilometer lang und gut begehbar.

Und auf dem Heimweg machen wir noch Rast im Café Zuckerguss in der Nähe von Waase. Dort gibt es leckeren Kuchen. Die Nachfrage ist groß, wir müssen ein wenig anstehen. Dann tragen wir unsere Kaffeetassen und die Teller mit den Kuchenstücken auf einem kleinen Tablett hinaus in einen großen Garten. Dort sitzt man an kleinen Tischen mit Blick aufs Meer. Bei gutem Wetter sieht man am Horizont sogar die Kirchtürme von Stralsund. Man kann ein bisschen ins Schwärmen kommen.   

Lohnt sich Ummanz als Urlaubsziel?

Ich meine Ja. Ein paar Tage ist man dort gut aufgehoben, wenn man Ruhe sucht und viel Interesse an der Natur mitbringt. Die Boddenlandschaften sind wirklich fantastisch, der Blick aufs Meer entspannt und lässt die Alltagshektik vergessen. Wem die Ruhe zu viel wird, der kann schnell über die 250 Meter lange Brücke nach Rügen fahren. Dort geht es etwas weniger gemächlich zu, und mit Sandstränden und Badeplätzen gibt es vielleicht auch für Kinder mehr Abwechslung.

Oder man nutzt die Gelegenheit zu surfen, wie die blonde Frau und all die anderen Brett-Sportler.   


Am meisten beeindruckt hat mich an Ummanz die Ruhe auf der kleinen Insel. Es gibt dort einfach keinen Grund zu eilen. Das schafft die Möglichkeit, zu sich selbst zu finden, egal ob man surft, Vögel beobachtet, oder einfach nur auf dem Deich sitzt und aufs Meer guckt.


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