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Zu Fontane an den Großen Stechlinsee

Ein Literarischer Ausflug im Ruppiner Seenland

 Zwisch Bäumen hindurch sieht man das blaue Wasser eines Sees, der weit im Tal liegt.
Am Augusta-Blick lohnt sich eine Rast. Man erfährt etwas über die Geschichte der Region und kann herrlich auf den Peetschsee blicken. Foto: Kai-Uwe Ruf

Für Literaturfans ist ein Ausflug zum Stechlinsee fast ein Pflichtprogramm, wenn man schon Urlaub im Ruppiner Seenland macht. Wir haben für uns und unseren Camper ein hübsches Fleckchen auf dem Campinglatz bei Fürstenberg am Röblinsee gefunden. Ich liege auf der Wiese in der Sonne nur rund 50 Meer vom Ufer entfernt und blättere gedankenverloren in Fontanes Roman „Der Stechlin“, aber der 400 Seiten-Schmöker kann mich nicht so richtig fesseln. Ganz ehrlich: Ich finde das Buch langatmig. Alte Männer unterhalten sich, und es passiert nicht viel. „Zum Schluss stirbt ein Alter und zwei Junge heiraten sich“, das ist so ziemlich alles“, soll Theodor Fontane selbst über sein Alterswerk gesagt haben.

Das trifft es ganz gut, denke ich und lege das Buch aus der Hand. Fontane hat tolle Sachen geschrieben. Effi Briest ist eine hochdramatische Abrechnung mit der Männergesellschaft des späten 19. Jahrhunderts, in „Unwiederbringlich“ kriegen die eingebildeten Gutsherren ebenfalls kräftig ihr Fett weg und „Unterm Birnbaum“ ist ein spannender, etwas gruselig geratener Krimi, der übrigens 2019 von Uli Edel sehenswert neu verfilmt wurde.

Auguste Caroline lässt grüßen

An einer Kreuzung steht ein altes Fachwerkhaus. Ein Schild zeigt einen Traßennamen: Fontanestraße steht darauf.
Fontanestraße und Fontanehaus in Neu Globsow. Das alte Fachwerkgebäude beherbergt eine Gaststätte. Foto: Kai-Uwe Ruf

Aber der Stechlin? Ich will mir wenigstens den See anschauen. Das Ruppiner Seenland ist Fontane-Land. Vom Röblinsee zum Stechlin-See sind es nur ein paar Kilometer. Ich schwinge mich auf mein Mountainbike und radle los. Anfangs ist es etwas schwierig, den richtigen Weg zu finden, aber dann geht es ganz romantisch am Ufer der Steinhavel entlang. Es ist ein schmaler Pfad. Mit dem Mountainbike macht das Radeln an einem sonnigen Nachmittag richtig Spaß. Ein paar Freizeitkapitäne grüßen von ihren Hausbooten herauf, ich grüße zurück – und dann bin ich auch schon in Steinförde.

Von da ab ist der Weg so gut ausgeschildert, dass es wirklich eine Freude ist. Ich biege Richtung Peetschsee ab. Es geht durch einen Wald, ich kann den See meist nur erahnen, bis ich zum „Augusta-Blick“ komme. Von da sieht man weit hinunter auf den See, der für sein glasklares Wasser gelobt wird. Eine Infotafel erzählt ein bisschen aus der Geschichte. Der Ausblick, so erfahre ich, war der Lieblingsplatz der Großherzogin Auguste Caroline. 1893, als Auguste und ihr Gatte Friedrich Wilhelm Goldene Hochzeit feierten, soll der Platz den Namen erhalten haben.

Als ich es lese, fühle ich mich mitten in der Natur auch etwas ich die Geschichte versetzt - gerade richtig, um auf den Spuren Fontanes weiter zu radeln. Das passt sogar prima in die Zeit. Der Schriftsteller lebte von 1819 bis 1898. Den „Stechlin“ schrieb er zwischen 1895 und 1897.

Es ist nicht mehr weit. Auf dem Weg zum gleichnamigen See geht es aber zunächst noch durch Dagow und am Dagower See vorbei. Der See hat ein paar nette Plätze am Ufer, das Dorf ist - ehrlich gesagt – langweilig.

 

Die Wasserqualität lässt nach

Wälder umranden einen großen See. Das Wasser ist wellig.
Der Stechlinsee ist 412 Hektar groß. Foto: Kai-Uwe Ruf

Dann biegt man rechts ab nach Neu Globsow. Eine Menge Spuren verweisen dort auf den Dichter. Es gibt eine Fontanestraße und ein Restaurant, das sich Fontanehaus nennt. Im Biergarten des hübschen, gut gepflegten Fachwerkhauses steht eine gelbe Fontane-Figur. Hinweisschilder erzählen von Fontane und seinem Roman „Der Stechlin“. Dabei geht es auch um den See und einen roten Hahn, der der Sage nach voll Zorn aus den Fluten steigt, sobald ein Fischer an einer falschen Stelle sein Netz auswirft.

Der See ist 412 Hektar groß und bis zu 70 Meter tief. Er war lange für seine Wasserqualität bekannt. In der Zwischenzeit gibt es aber Probleme, weil der Phosphorgehalt stark zugenommen hat.

Das Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei hat dort einen Standort mit einem schwimmenden Labor eingerichtet und untersucht, wie sich Klimawandel, Licht- und Luftverschmutzung auswirken. Das berichtet rbb24 auf seiner Internetseite. Eines der Ergebnisse: Innerhalb weniger Jahre habe sich die Phosphorkonzentration vervierfacht.

Als ich von Neuglobsow weiter zum See radle, bemerke ich davon natürlich nichts. Es geht durch einen schmalen Waldgürtel, und dann steht man auch schon am Ufer und blickt auf eine weite Wasserfläche hinaus. Zahlreiche Badegäste tummeln sich am Ufer, das Wasser ist angenehm warm.

Man könnte auch noch einen kleinen Imbiss kaufen. Ich mache das aber nicht. Lieber halte ich kurz beim Bratwurststand am Parkplatz. Der Bratwurstbrater kommt aus der Berliner Gegend, schnackt gerne und hat wirklich leckere Bratwürste. Ob sie Fontane geschmeckt hätten, weiß ich natürlich nicht. Aber mein Urteil lautet: Sie sind eine Empfehlung.

 


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 rbb24 zur Qualität des Wassers im Großen Stechlinsee.


Man muss sich nicht für ältere Literatur begeistern, wenn man im Ruppiner Land Urlaub macht. Die Havel, die herrlichen Seen, die Natur und die kleinen Städtchen - all das ist auch toll, wenn man kein Buch liest. Aber wenn man sich für Fontane interssiert, dann kann man dort in Brandenburg noch ein paar zusätzliche Erlebnisse genießen. Und vielleicht greifen Sie anschließend ja doch zu einem Buch von Theodor Fontane. Der Name klingt angestaubt, aber der Autor ist weit besser als sein Ruf. Er erzählt etwas ausladender als es heute üblich ist, aber seine Geschichten haben wirklich Biss. Versuchen Sie es einfach. Idealerwesie bei einem Ausflug  ins Ruppiner Seenland. Und schreiben Sie mir in einem Kommentar, wie es war. 


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Kommentare: 1
  • #1

    Emmis (Donnerstag, 31 August 2023 17:19)

    Guter Artikel - Neuglobsow ist eigentich TOT