Eine Nilgans stürmt mit ausgebreiteten Flügeln auf einen Aggressor zu. Foro: Kai-Uwe Ruf

Nilgänse am Stadtgraben

 

Nein, Nilgänse sind keine Streithälse, auch wenn es manchmal so aussieht. Die Tiere leben meist friedlich nebeneinander. Wenn ihnen allerdings die Nachbargans zu nahe kommt, kann es Zoff geben. Beim Sonnen am Wolfenbütteler Stadtgraben war es offenbar so weit: Eine ganze Gruppe Gänse nutzte das schöne Herbstwetter, aber einige von ihnen zickten sich dabei auch ganz schön an. Das ergab eine prima Gelegenheit für ein paar Actionfotos.

 

Die Gänse am Teich sind Menschen gewohnt. Trotzdem ist es gut, deutlich auf Distanz zu bleiben, damit die Tiere nicht in Stress geraten. Ein kleines Tele-Objektiv und ein wenig Geduld sind nötig für ein paar schöne Aufnahmen. Beim Stelldichein am Stadtgraben hat zudem die Nachmittagssonne im Spätherbst für eine fast perfekte Beleuchtung gesorgt.

 

Nilgänse zu fotografieren ist nicht schwer. Wer mit der Vogelfotografie beginnen will, kann sie gerne als eines der ersten Motive wählen. Sie sind wirklich gute Models. Wenn sie ihre Ruhe haben, stehen sie ganz gelassen in der Sonne, genießen die Wärme und putzen ihr Gefieder. Das ist Vogel-Posing erster Güte.

 

Wenn eine Nachbargans zu nahe kommt und der Zoff losgeht, bewegen sie sich hingegen schnell und dynamisch. Dann muss man aufpassen und hat hoffentlich eine richtig kurze Belichtungszeit gewählt. Sonst bekommt man zwar viel Action, aber kaum etwas Scharfes auf den Kamera-Chip. Außerdem muss man sehr auf den Bildausschnitt achten. Wenn die Gänse richtig auf ihre Kontrahenten zurasen, gerät schnell ein Teil von ihnen aus dem Sucher. Auch mir ist das passiert. Schade.

 

Mir gefallen die Tiere wegen ihres schönen Gefieders und der auffälligen Ringe um die Augen. Trotz der ansprechenden Optik haben Nilgänse bei uns kein gutes Image. Sie gelten als aggressiv, obwohl sie nur in bestimmten Situationen zu Krawall neigen: wenn bei Fütterungen die Nahrungskonkurrenz groß ist, wenn sie ihr Nest oder ihre Jungen schützen oder wenn ihnen andere Tiere zu nahe kommen. Ihr Sicherheitsabstand  beträgt dabei laut NaBu  etwa 30 bis 50 Zentimetern. Gegenüber den meisten anderen Vogelarten verhalten sie sich gleichgültig oder desinteressiert. Somit ist eigentlich zumindest von ihrer Seite aus für Frieden am Teich gesorgt.

 

Ursprünglich kommen sie aus Afrika. In Europa sind sie noch nicht lange heimisch.  Ab dem 17. Jahrhundert wurden sie in einigen Parks in Großbritannien gehalten, später gab es frei fliegende Nilgänse auch in den Niederlanden. Von dort kamen sie zu uns, erklärt der Nabu Baden-Württemberg auf seiner Internetseite.

 

Sie haben das Image, andere Arten zu vertreiben. Der Nabu widerspricht dem allerdings. Verdrängungen seien nur in wenigen Fällen bekannt, Eingriffe des Menschen gegen Nilgänse entsprechend nur gerechtfertigt, wenn seltene ohnehin bedrohte Arten betroffen seien.

 

So gesehen gibt es keinen Grund, sich nicht einfach am schönen Aussehen der Gäste aus Afrika zu erfreuen und ein paar Bilder zu machen. Beim Fotografieren sollte man Abstand halten. Außerdem ist es - wie bei allen anderen Wasservögeln - keine gute Idee, sie zu füttern.