Nilgänse - meist friedliche Poser am See
Nilgänse haben ein in mehreren Farben schimmerndes Gefieder und einen hübschen braunen Ring um die Augen. Sie sind attraktive Foto-Modelle – aber sie haben auch ein wirklich mieses Image. Sie gelten als besonders aggressiv. Man sagt ihnen nach, dass sie andere Arten aus deren Brutrevieren verdrängen.
Und dann der Schmutz!! Gänsekot auf Liegewiesen von Schwimmbädern und Badeseen wird in Artikeln in Zeitungen und im Internet zum Thema. „Nur wenige Vogelarten erhalten derart viel mediale Aufmerksamkeit wie die Nilgans“, schreibt der Nabu Baden-Würtemberg auf seiner Homepage. Und beschäftigt sich ausgiebig mit dem Vogel und den Reaktionen auf ihn. Das Nabu-Urteil fällt deutlich positiver aus, als das Image, das den Vögeln, die aus Afrika stammen, anhaftet: „Abneigungen und Vorurteile, die meistens unbegründet sind“, seien die Ursache.
Studien widerlegen das Gerücht, dass Nilgänse besonders aggressiv seien. Nur in bestimmten Situationen neigen sie dazu, zum Angriff überzugehen, beispielsweise, um das Nest oder den Nachwuchs zu verteidigen. Und wer sollte es ihnen verdenken. Selbst würde man vermutlich nicht viel anders reagieren.
Zumindest unterscheidet sich das Verhalten der Nilgänse nicht von dem anderer Gänsearten. Klar ist aber auch: Wenn sie sich bedroht fühlen, gehen Nilgänse robuster zur Sache, als die braven Enten nebenan. Trotzdem ist noch mächtig Luft nach oben.Wer einmal beobachtet hat, mit welcher Wucht Schwäne zur Attacke blasen, wird das Flügelschlagen, Fauchen und Anstürmen von Gänsen, die sich bedroht fühlen, schnell relativieren.
Auch bei der Nahrungskonkurrenz, die bei Fütterungen entsteht, kennen Nilgänse wenig Spaß. Ebenso wissen sie sich zu wehren, wenn man ihnen zu nahe kommt. Ihr Individualabstand ist dabei allerdings ziemlich gering. Der Nabu gibt ihn mit 30 bis 50 Zentimetern an.
Gegenüber anderen Vogelarten sind Nilgänse meistens uninteressiert. Allerdings gibt es an Seen, Teichen und anderen Gewässern Hackordnungen unter den Vögeln, die dort leben. Die Nilgans gehört dabei zu den größeren Tieren und steht entsprechend weit oben. Stockenten haben dann das Nachsehen. Den größeren Graugänsen sind die Nilgänse aber unterlegen.
Am Wolfenbütteler Stadtgraben, wo ich Nilgänse beobachte, wenn ich sie fotografieren will, habe ich solche Konflikte noch nicht beobachtet. Man kann dort jedoch erleben, was passiert, wenn eine Nilgans der anderen zu nahe kommt. Dann geht es los.
Als Fotograf sollte man bei Nilgänsen, wie bei anderen Tieren auch, auf deutliche Distanz achten und ein Teleobjektiv einsetzen. Dann verunsichert man die Tiere nicht und kann ihr normales Verhalten beobachten. Für ein gutes Foto ist das allemal die beste Lösung.
Zum Thema Schmutz: Der Kot ist sicher ein Problem, und - da wo er liegt - ganz sicher auch ein Ärgernis. Aber trifft der Vorwurf nur die Nilgänse? Ganz sicher nicht. An dem Badesee, den ich im Sommer am liebsten nutze, liegt häufig Gänsekot auf den Wiesen. Ich ärgere mich dann auch. Dort sind allerdings Graugänse die Verursacher – und die sind Teil der einheimischen Tierwelt.
Nilgänse hingegen sind Einwanderer - schon der Name macht es deutlich. Nach Deutschland kamen sie aber nicht direkt aus Afrika, sondern über einen Umweg über Großbritannien und die Niederlande. Dort wurden sie schon im 17. Jahrhundert als Ziervögel gehalten. Schließlich büxten sie aus und überlebten in freier Wildbahn. In den Niederladen brüten sie seit den 60er-Jahren, bei uns vermehren sie sich seit den 80er- Jahren. Laut Geo breiten sie sich hier seit den 90-ern stark aus.
Eine Möglichkeit, die Ausbreitung einzudämmen, ist die Jagd. Laut Nabu ist es in neun Bundesländern erlaubt, Nilgänse zu jagen. Geschätzt würden jährlich etwa fünfzehn- bis zwanzigtausend Nilgänse geschossen. Der Nabu sieht die Jagd allerdings nur dann als gerechtfertigt an, wenn die geschossenen Tiere sinnvoll genutzt - also gegessen – werden. Dass sich die Nilgans weiter verbreite, könne durch die Jagd nicht verhindert werden.
Wie auch immer. Mir geht es nicht ums Jagen sondern ums Fotografieren. Unter diesem Aspekt kann ich die Anwesenheit der attraktiven Nilgänse nur begrüßen. Die Vögel sind hübsch, sie lassen sich auch von Anfängern gut fotografieren und wenn man sich ein wenig Zeit nimmt, sieht man sie auch in attraktiven Posen. Das ist allemal einen Schnappschuss wert.
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Quellen:
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Mehr Infos zum Fotografieren von Nilgänsen findet Ihr hier.
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